Unehrlich geboren - Der Henker von Prag

Historischer Roman, Books on Demand, Norderstedt, 157 Seiten, 2005. ISBN 9783837007541 € 12,50 (Im Buchhandel)

Rezension: Unehrlich geboren - unehrlich geblieben? Mit dieser Frage befaßt sich der Gütersloher Autor Hans Richard Schittny in seinem jüngsten Roman “Unehrlich geboren". Der Untertitel "Historischer Roman über Scharfrichter, Abdecker und Totengräber” kennzeichnet das Milieu, in dem die Handlung zu einem großen Teil spielt.

Der erste Schlesische Krieg ist beendet (1742), die Truppen der Kaiserin Maria Theresia erobern das von Franzosen besetzte Prag zurück, säubern die Stadt von verräterischen Elementen und der einzige Scharfrichter der Stadt, Janos Cerny, bekommt Arbeit. Der Traum dieses Mannes und seiner Frau ist es, dass ihr Sohn Ottokar das Joch und den Makel der vererbten Unehrlichkeit, also auch der gesellschaftlichen Ächtung abschütteln könne. Darum haben sie ihren Sohn zum Studium nach Leipzig geschickt.

Auch der benachbarte Feldmeister (Totengräber) Jan Zitny und seine Frau Katharina hoffen, dass ihr kleiner Sohn Wenzel sich aus eigener Kraft aus der Unehrlichkeit befreien werde. Das ist also die spannende Frage, die der Roman behandelt: gelingt es den beiden jungen Männern, das Schicksal der Ehrlosigkeit mit all seinen gesellschaftlichen Nachteilen von sich und ihren möglichen Nachkommen abzuwenden?
Der Apotheker und Autor Schittny mischt nun zwei gänzlich gegengesetzte Lebenswege. Wenzel Zitny geht den Weg des Fleißes und der Ehrlichkeit. Er erlernt mit Erfolg das Schneiderhandwerk, dazu auch - von Zigeunern - die Kunst des Geigenspiels und weil er im entscheidenden Moment seinem Meister im schlesischen Sagan seine “unehrliche" Herkunft nicht verschweigt, gewinnt er das Vertrauen dieses aufgeklärten und toleranten Mannes - und auch die Hand seiner Tochter Josepha.

Völlig anders verläuft die Lebensgeschichte Ottokars. Der Student bricht sein Studium ab, gerät in die Falschmünzerszene, legt sich einen falschen Grafen-Titel zu tötet einen Räuberhauptmann, kann zwar das Herz, aber nicht die Hand einer echten Gräfin erobern und wird schließlich gefasst und verurteilt - und zwar zum Tode. Der Leser ahnt, welch furchtbare Familientragödie sich anbahnt.

Der postmoderne Roman ist nicht mit unwichtigen Details über historische Abläufe oder räumliche Gegebenheiten belastet. Auch eine psychologische Feinarbeit wird nicht angestrebt. Für alle, die Spannung - auch aus alter Zeit - lieben, verbunden mit emotionalen Wechselbädern, ist diese “wahre Geschichte" gut zu lesen.

Joachim Weiss, Neue Westfälische Zeitung, 25.02.2005

Dieses Buch erschien in Erstauflage unter dem Titel “Unehrlich geboren” in einem anderen Verlag. Dies ist die 2. Auflage
mit erweitertem und verändertem Titel.

 

Letzte Änderungen: 31.12.2007